Adolf Brand (Verleger, Dichter, Fotograf)

ADOLF BRAND: Porträtstudie

ADOLF BRAND: Porträtstudie, Der Eigene 1906 Ausstellungskatalog 2000 Kulturhistorischer Verein Friedrichshagen e.V., Müggel-Verlag Rolf F. Lang

Adolf Brand gründet 1896 mit dem Publikationsorgan „Der Eigene“ die erste Homosexuellenzeitschrift der Welt. Ein Jahr später bringt er mit Magnus Hirschfeld eine Petition zur Abschaffung des § 175 RStGB auf den Weg. Doch Mitglied des Wissenschaftlich-Humanitären Komitees wird er nicht. Er kann die medizinisch begründete Theorie Hirschfelds von einer homosexuellen Veranlagung nicht teilen.

Adolf Brand will selbst über sich entscheiden, er möchte frei sein wie die Lichtgestalten von Fidus, mit dem er eng zusammenarbeitet, wie die Lebensreformer vom Friedrichshagener Dichterkreis. Er propagiert gern den Egoismus von Nietzsches „Übermenschen“, will nur der Eigene sein. Er liebt die Provokation, die Beleidigung, um die Menschen wach zu rütteln.

Im Kaiserreich wird er dafür hart bestraft. 1899 wird er als Anarchist anthropometrisch vermessen und dafür sein Leben lang von der Polizei beobachtet. Er muss mehrere Geld- und Gefängnisstrafen wegen Verbreitung vermeintlich unzüchtiger Schriften und wegen Beleidigung erdulden, zuletzt 1907 wegen der enthüllenden Flugschrift „Fürst Bülow und die Abschaffung des § 175“. Mit ihm zusammen zu arbeiten, wurde oft zur Qual, schrieb Kurt Hiller rückblickend.

Das Haus von Adolf Brand in Berlin-Wilhelmshagen

Das Haus von Adolf Brand in Berlin-Wilhelmshagen, Bismarckstr. 7, um 1925 (heute Grenzbergeweg); im Gartenhaus hatte er seinen Verlag, das Fotoatelier. Foto: Schwules Museum Berlin

Dennoch gab es das Gemeinsame. Und es gelang Adolf Brand, in seiner Zeitschrift „Der Eigene“ viele Dichter, Maler und Fotografen zu vereinen. Berühmtheiten, wie Ludwig Renn, Erich Mühsam, Thomas Mann und Klaus Mann, gehörten dazu. Sein 1903 gegründeter Verein „Die Gemeinschaft der Eigenen“ galt als Versammlungsort für homosexuelle Männer, die gerne extrem politisch diskutierten, aber auch neue Partner kennenlernen wollten.

Adolf Brand, der am 14.11.1874 in Berlin geboren wurde, lebte ab 1896 in Wilhelmshagen. Dort hatte sein Vater, der Glasermeister Franz Brand, eines der ersten Grundstücke des neuen Wohngebietes erworben. Das Familienleben soll harmonisch gewesen sein. Adolf Brand lebte dort nach dem 1. Weltkrieg mit seiner Ehefrau Elise, geb. Behrendt, und Max Miede zusammen. 1933 war die Karriere von Adolf Brand als Verleger und Mitstreiter für Homosexuelle beendet. Die Nazis enteigneten ihn durch zahllose Hausdurchsuchungen, zuletzt 1937. Die Geldstrafe von 200 Reichsmark zahlte er in kleinen Raten bis 1939 ab. Niemand kam mehr, aus Angst vor Bestrafung. Adolf Brand starb am 26.2.1945 durch eine Fliegerbombe. Wie zum Hohn übernahm die NSDAP die Bestattung und feierte ihn formal als „Held der Nation“.

Text: Carola Gerlach

Quellen

LAB A Rep. 358-01, Nr. 8249 ./: Adolf Brand wegen Beleidigung, 1 C J Nr. 1026/1907
LAB A Rep.358-02, Nr. 126046, 1 Unz Ms 50/37, ./. Adolf Brand wegen § 184,1 StGB
Verbreitung unzüchtiger Schriften.
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