Treffpunkte in Berlin-Spandau

Als traditioneller Industrie- und Militärstandort bot der Berliner Bezirk Spandau trotz seiner national-konservativen Prägung in den Jahren 1933 - 45 viele Möglichkeiten, in Kontakt zu kommen.

In den Ausbildungsstätten der Rüstungsbetriebe lernten sich Homosexuelle ebenso kennen und lieben, wie in den südlichen Teilen des Bezirks mit seiner Luftkriegsakademie Gatow oder der Hottengrundkaserne in Kladow. Das Restaurant Segler Heim oder das Haus Gatow gehörten zu den bevorzugten Treffpunkten im Umfeld. Im Zentrum Spandaus mischte man sich unter die Gäste des Cafés Bavaria, der Kajüte oder des Tanzcafés Victoria.

Die meisten homosexuellen Spandauer konnten sich als einfache Arbeiter - oft zur Untermiete wohnend - einen Besuch dieser Etablissements allerdings kaum leisten. Soziale Einrichtungen, wie die Suppenküche in der Achenbachstraße, wurden als Treffpunkte genutzt. Immer wieder kam es an den als „Schwulentreffs“ bekannten Bedürfnisanstalten am Lindenufer in der Nähe der Dampferanlegestelle und unter der Charlottenbrücke zu Verhaftungen.

Mit zunehmender Verfolgung fand schwules Leben in Spandau mehr und mehr im Verborgenen, meist in der vermeintlich sicheren Umgebung einer Wohnung, statt. Doch die Gefahr der Denunziation durch „pflicht- und gesetzestreue“ Nachbarn lauerte auch hier.

Text: Carola Gerlach

Karte: Pharus-Plan um 1941

Treffpunkte und Lokale in Berlin-Spandau 1933 bis 1945

1. Waldgebiet am Ev. Johannesstift
2. Suppenküche Achenbachstraße
3. Parkanlage Wröhmänner Platz
4. Bürgerpark an der Zitadelle
5. Bedürfnisanstalt unter der Charlottenbrücke
6. Café Victoria an der Charlottenbrücke
7. Dampferanlegestelle Lindenufer
8. Café Bavaria, Breite Straße
9. Kajüte, Pichelsdorfer Straße
10. Haus Gatow am See, Alt-Gatow
11. Segler Heim, Imchenallee, Kladow
12. Luftkriegsakademie, Kladower Damm