Reinhold Albrecht (Stadtsekretär bei der Feuersozietät)

Reinhold Albrecht, Stadtsekretär

Reinhold Albrecht, Stadtsekretär Stadthauptkasse 1915-1945. Foto: LAB A Rep. 001-06, Nr. 207

Reinhold Albrecht, Straßburger Straße 24a, Berlin-Spandau, geb. am 8.12.1895 in Spandau.

Am 14.1.1939 werden Reinhold Albrecht und der 21-jährige Walter G. in Albrechts Anderthalbzimmer-Wohnung festgenommen. Nachbarn hatten beobachtet, dass Albrecht regelmäßig Männer - wie behauptet wurde - zum abendlichen Baden in seine Wohnung ließ und den Stadtbeamten angezeigt.

Im Verhör gibt Albrecht zu, homosexuell veranlagt zu sein, bestreitet aber jeglichen sexuellen Kontakt. Neben der strafrechtlichen erwartet den zuvor völlig unbescholtenen Albrecht nun auch die dienststrafrechtliche Verfolgung. Am 10.2.1939 leitet der Oberbürgermeister der Reichshauptstadt Berlin ein Dienststrafverfahren gegen den Beamten ein.

Am 7.3.1939 wird Albrecht zu sechs Monaten Gefängnis verurteilt. Begründung: Auch wenn ihm keine konkreten sexuellen Handlungen hätten nachgewiesen werden können, habe Albrecht das Baden in seiner Wohnung doch dazu benutzt, „seine eigene Wollust zu erregen“.

Am 6.11.1939 stellt das Reichsgericht in Leipzig das Verfahren ein. Grund ist der generelle Gnadenerlass Hitlers zu Beginn des 2. Weltkriegs. Albrecht wird sofort eingezogen, kommt nach Polen und Frankreich. Die dienststrafrechtliche Verfolgung endet im Oktober 1941 mit einer Gehaltskürzung. Albrecht wird strafversetzt und von Beförderungen ausgenommen.

Text: Bernd Grünheid

Quellen

LAB A Rep. 358-02, Nr. 119695, 1 Ju KLs 33/39 ./. Reinhold Albrecht wegen § 175 StGB
LAB B Rep.020 Acc.1124 Nr. 6938 Revier 144 Spandau 1936-1939, Nr. 14/39
LAB A Pr.Br.Rep.042-05, Nr.111, Preußische Bau-und Finanzdirektion, Dienststrafkammer, 1941
LAB A Rep. 001-06, Nr. 207 PA Reinhold Albrecht, Stadtsekretär Stadthauptkasse 1915-1945